Weiterbildungs-Förderung in Deutschland: Königsweg oder Sackgasse?

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Eine Analyse der aktuellen Ausgabe des Online-Magazins „Denk-doch-MAL“

Die berufliche Weiterbildung in Deutschland wird von der Politik als entscheidender Hebel zur Bewältigung des Strukturwandels gesehen. Mit dem Qualifizierungschancengesetz (2019), dem Arbeit-von-morgen-Gesetz (2020) und dem Gesetz zur Stärkung der Aus- und Weiterbildungsförderung (2023) wurden umfassende Reformen eingeführt. Doch wie wirkungsvoll sind diese Maßnahmen in der Praxis? Die aktuelle Ausgabe des Online-Magazins Denk-doch-MAL geht dieser Frage nach und beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven von Wissenschaft, Gewerkschaften und Unternehmen.

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Große Gesetzesreformen für die Weiterbildung-Förerderung – aber auch große Hürden

Laut Denk-doch-MAL sind die gesetzlichen Initiativen der letzten Jahre ambitioniert, doch ihre Umsetzung bleibt herausfordernd. Besonders das 2023 eingeführte Qualifizierungsgeld, das während einer Weiterbildung finanzielle Sicherheit bieten soll, erweist sich in der Praxis als schwer zugänglich.

Ein zentrales Problem ist, dass die neuen Förderprogramme für die Weiterbildung vielen Unternehmen nicht bekannt sind. Eine Studie von Dr. Ute Leber zeigt, dass nur etwa ein Drittel aller Betriebe von den Fördermöglichkeiten für berufliche Weiterbildung der Bundesagentur für Arbeit (BA) weiß und lediglich 10 % diese tatsächlich nutzen. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) scheitern an den hohen administrativen Anforderungen.

Warum Unternehmen die Förderung nicht nutzen

Die Ursachen dafür sind vielschichtig:

  • Hohe bürokratische Hürden: Die Antragstellung für Weiterbildungsförderung ist kompliziert und zeitaufwändig.
  • Unpraktikable Mindestdauer: Geförderte berufliche Weiterbildungen müssen mindestens 120 Stunden dauern, was viele Betriebe als zu lang empfinden.
  • Fehlende strategische Verankerung: Vor allem KMU fehlt oft eine systematische Personalentwicklung, wodurch berufliche Weiterbildung als “nice to have” und nicht als strategische Notwendigkeit gesehen wird.
Die aktuelle Ausgabe
Die aktuelle Ausgabe

Weiterbildung aus Sicht der Beschäftigten: Kein Interesse oder keine Möglichkeit?

Auch Arbeitnehmer:innen stehen der Weiterbildungsförderung oft skeptisch gegenüber:

  • Unklarer Nutzen: Viele sind unsicher, ob eine geförderte Weiterbildung ihre Jobchancen wirklich verbessert.
  • Zeitliche Belastung: Hohe Arbeitslast und familiäre Verpflichtungen machen eine Weiterbildung oft schwer umsetzbar.
  • Mangelnde Information: Viele wissen nicht, dass sie Anspruch auf Bildungsurlaub oder finanzielle Unterstützung haben.

Laut Prof. Dr. Bernd Käpplinger schrumpft das Segment der individuell-berufsbezogenen Weiterbildung seit Jahren, während betriebliche Weiterbildung und nicht-berufsbezogene Angebote wachsen. Ein Grund dafür sind Informationsdefizite und eine mangelnde Attraktivität der bestehenden Weiterbildungsförderung.

Neue Ansätze: Wie könnte Weiterbildung attraktiver werden?

Die Beiträge in Denk-doch-MAL skizzieren mehrere Lösungsansätze zur Optimierung der beruflichen Weiterbildung:

  • Mehr digitale und flexible Lernformate: E-Learning und hybride Modelle sollten stärker gefördert werden.
  • Vereinfachung der Förderbedingungen: Weniger Bürokratie und klarere Antragsprozesse würden die Nutzung erheblich erleichtern.
  • Bessere Beratung und Aufklärung: Arbeitsagenturen und Kammern sollten Unternehmen aktiver beraten und aufzeigen, wie Weiterbildung strategisch genutzt werden kann.

Ein besonders innovativer Ansatz ist das Konzept der Arbeitsmarkt-Drehscheiben, das von Alexandra Krause und Dagmar Ertl diskutiert wird. Diese Arbeitsmarkt-Drehscheiben sollen den Arbeitsplatzwechsel durch gezielte Weiterbildungsangebote erleichtern und so den direkten Übergang in neue Jobs ermöglichen.

Weiterbildugn und Weiterbildungsförderung
Weiterbildungsförderung

Fazit: Weiterbildung braucht mehr als nur Förderung – sie braucht Zugänglichkeit

Die aktuelle Ausgabe von Denk-doch-MAL zeigt deutlich, dass politische Fördermaßnahmen für Weiterbildung allein nicht ausreichen. Solange Weiterbildungsförderung in Deutschland zu kompliziert, zu unflexibel oder zu wenig bekannt ist, bleibt sie weit unter ihren Möglichkeiten.

Die Schlüsselpunkte sind:

  • Weniger Bürokratie, mehr Flexibilität, bessere Beratung
  • Stärkere Berücksichtigung betrieblicher Bedarfe, insbesondere für KMU
  • Gezieltere Ansprache und Information von Arbeitnehmer:innen

Nur wenn Weiterbildungsförderung tatsächlich zugänglich gemacht wird, kann sie zu einem zentralen Baustein der Zukunftssicherung auf dem Arbeitsmarkt werden.

Hier ist das komplette Online-Magazin zu finden

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